Ausgrabungs- und Forschungsprojekt in „Ostia Antica“ – der Hafenstadt des antiken Rom

Die Ruinenstadt Ostia Antica zählt heute zu den bedeutendsten Ausgrabungsstätten der römischen Welt. Das Ostia-Forum-Projekt hat sich seit 2016 das Ziel gesetzt, alle antiken Hinterlassenschaften im Stadtzentrum der antiken Hafenmetropole Ostia zu erforschen. In 2020 wurde das Projekt um ein Graduierten Kolleg erweitert, der sich der wissenschaftlichen Auswertung der Ausgrabungsarbeiten widmet.

Die Altgrabungen werden erstmals auf neuestem Stand der Technik dokumentiert, bislang vernachlässigte Bereiche ausgegraben und alle Funde in ihrem historischen Kontext rekonstruiert. So läßt sich die Entwicklung der ersten Kolonie Roms erstmals bis zum Ende der Antike lückenlos verfolgen.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Axel Gering von der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit der italienischen Antikenverwaltung, weiteren Universitäten und Forschungsinstituten, vor allem aber mit Studierenden der Humboldt-Universität zu Berlin finden jährliche Grabungs- und Dokumentationskampagnen statt.

Ziel ist die abschließende archäologische Publikation eines der wichtigsten Stadtzentren der römischen Welt, sowohl in Printmedien als auch online und als frei zugängliche 3D-Bauphasen-Modelle von der Frühzeit bis in die Spätantike.

 

Ostia Forum

900 Jahre Bau- und Verfallsgeschichte des Forums bzw. Stadtzentrums von der – bis heute unklaren – Gründung des Forums von Ostia bis zur endgültigen Aufgabe stehen dabei zur Untersuchung.

Etwa zwei Drittel des antiken Stadtgebietes sind bislang ausgegraben. Man kann die überdurchschnittlich gut erhaltenen Reste des Forums sowie des Theaters, von Thermen, Latrinen, Gräbern, mehrstöckigen Mietshäusern, Handelsvertretungen, Bäckereien, Färbereien, Tavernen, Bordellen und der Stadtmauer sowie einen Friedhof vor dem Stadttor an der Via Ostiense nach Rom besichtigen. In vielen Bauten sind noch die Fußbodenmosaiken und Marmordekorationen sowie antiken Decken erhalten.

Die außerordentliche Bedeutung dieser Stätte – als Spiegel der Kapitale Rom – ergibt darüberhinaus auch Material für viele neue Forschungsansätze zur Wirkungs- und Kulturgeschichte bis in die Gegenwart.

 

Die Teilprojekte

Das Ostia-Projekt wird in den Jahren 2016-2022 realisiert und besteht aus zwei eigenständigen Teilprojekten.

Das erste Teilprojekt „Verschollener Marmorglanz. Die Baudekoration und Ausstattung der Altstadt von Ostia und ihr Nachleben“ setzt einen Schwerpunkt auf die feldarchäologische Arbeit vor Ort und die Dokumentation des Kulturerbes von Ostia.

Das zweite Teilprojekt „Ein Stadtzentrum im Wandel. Die Gesamtrekonstruktion der Bauten des Forums und seiner Umgebung“, konzentriert sich hauptsächlich auf die Aufarbeitung des Materials und die Rekonstruktion von mehr als 600 Jahren Alltag, Nutzung und Entwicklung in dem am vollständigsten erhaltenen Stadtzentrum einer römischen Großstadt.

 

Neuentdecktes Vulkanheiligtum

Die zweifellos wichtigste Überraschung mit Blick auf die ‚Frühzeit‘ Ostias ist sicherlich die Neuentdeckung des seit zwei Jahrhunderten gesuchten und bislang nur aus Schriftquellen bekannten Vulkanheiligtums.

Die erstmalige Lokalisierung und bereits teilweise Ausgrabung eines ganzen Heiligtums dieser Einzigartigkeit und dieser Bedeutung für die Topographie und Religionsgeschichte Ostias wie Roms rechtfertigt, der Bearbeitung dieses Themenbereichs derzeit in beiden Projekten (Ausgrabungskampagne und Gradieerten Kolleg) Vorrang einzuräumen.

Das Vulkanheiligtum wurde seit 2016 durch Geophysik und erste Oberflächenfunde vorsichtig in Teilen erkannt und als ‚Tempelküche‘ beschrieben worden , seit 2019 aber zu einem Teil (ca. 20 % der Gesamtfläche) bereits ausgegraben werden konnte. Die Altgrabungen von 1912 konnten dabei durch die Auswertung der Georadarbilder und alter Fotografien 2020 soweit aufgearbeitet werden, um die Vulkantempel rekonstruieren zu können. Anders das eigentliche Zentrum des Heiligtums mit dem bislang wohl frühesten und größten Altar, der ebenfalls durch Georadar lokalisiert werden kann: Hier wird in den Folgejahren intensive Grabungstätigkeit nötig sein, um den Kernbereich des Kults und seine hier einzigartig erhaltenen Fundschichten freizulegen.

Von insgesamt nur drei bekannten Vulkanheiligtümern überhaupt in der römischen Welt ist dies das einzige mit erhaltener Stratigraphie. Alle anderen (Rom, Forum Romanum und Perugia) sind zwar in Schriftquellen erwähnt, bislang aber noch nicht lokalisiert bzw. längst abgegraben.

Unsere Unterstützung

Die Stiftung Humboldt-Universität kann dank der Spenden ihrer Förderer die Ausgrabungen in Ostia seit Jahren  unterstützen können. Sollten Sie weitere Fragen bezüglich des Projekts haben, können Sie uns gerne kontaktieren.