Helfen Sie dem Lautarchiv

Das Lautarchiv der Berliner Humboldt-Universität ist eine weltweit einzigartige Sammlung von Stimmen, Sprachen und Dialekten. Es bewahrt über 7500 Schellackplatten mit historisch wertvollen Tondokumenten auf, die vornehmlich eine Vielzahl von Sprachen und Mundarten sowie Stimmportraits berühmter Persönlichkeiten des Kaiserreichs und der Weimarer Republik dokumentieren. Darüber hinaus verfügt es über seltene Phonographenwalzen, Tonbänder und beschichte Schallplatten, wie zum Beispiel Decelith- und Gelatineplatten. Zudem befinden sich schriftliches und fotografisches Dokumentationsmaterial und historische Geräte zur Schallaufzeichnung und -wiedergabe im Lautarchiv.

 

Entstehung der Sammlung

Dieses einmalige Archiv geht auf den deutschen Englischlehrer und Unternehmer Wilhelm Doegen zurück, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Idee kam, das neue Format Schallplatte zu nutzen und Sprachlernplatten für den Schulunterricht zu produzieren: Er gab zunächst literarische Texte – zum Beispiel Ausschnitte aus Hamlet in Englisch – auf Schellackplatten heraus. Den Kernbestand im Lautarchiv bilden jedoch Tonaufnahmen, die Wilhelm Doegen und weitere Sprach- und Musikwissenschaftler der „Königlich Preußischen Phonographischen Kommission“ während des Ersten Weltkriegs in Kriegsgefangenenlagern aufnahmen, etwa im sogenannten «Halbmondlager-Lager» in Wünsdorf. Dort waren unter anderem muslimische Soldaten aus Afrika und Indien interniert, die für europäische Kolonialmächte in den Krieg gezogen waren. Hier wurde 1916 beispielsweise der tunesische Landarbeiter Sadok Ben Rachid aufgenommen, der Kriegsgedichte sprach und sang. Die Aufnahmen umfassen wiederkehrende Texte wie das als Standardtext gewählte biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn, aber auch traditionelle Lieder oder Märchen aus den Ländern der Sprecher und auch persönliche Berichte.

 

Elefanten, Kriminelle, Berühmte

In den 1920er Jahren kamen Aufnahmen von Gefängnisinsassen dazu in der irrigen Annahme, dass sich der „kriminelle Charakter“ von Menschen an deren Stimme ablesen ließ. Auch Tierstimmen fanden Eingang in dieses Archiv als Wilhelm Doegen im Zirkus Krone und im Dresdner Zoo Elefanten, Bären und Löwen vor den Aufnahmetrichter stellte. Zu den Personen, deren Stimmen man für bewahrenswert hielt und von denen grammophonische Aufnahmen gemacht wurden, gehören u.a. Wilhelm II, Theobald von Bethmann-Hollweg, Paul von Hindenburg, Ernst Haeckel, Philipp Scheidemann, Friedrich Ebert, Paul Löbe und Max Planck.

 

Helfen Sie dem Lautarchiv

Die Platten lagern in alten, mit grünem Filz ausgeschlagenen Dokumentenschränken und müssten, auch in Vorbereitung auf ihren Umzug ins Humboldt Forum, nach konservatorischen Anforderungen restauriert werden. Gleiches gilt für die sehr gefährdeten beschichteten Schallplatten und Wachswalzen, deren Inhalte noch nicht erschlossen sind. Der noch nicht erfasste Bestand muss dringend inventarisiert, digitalisiert und für Forschung und Gesellschaft nutzbar gemacht werden.

Unsere Unterstützung

Die Stiftung Humboldt-Universität und ihre Förderer haben das Lautarchiv der Humboldt-Universität unterstützt. Sollten Sie weitere Fragen bezüglich des Projekts haben, können Sie uns gerne kontaktieren.