Die Ausgrabung auf dem Tell Keisan („Tell“ = Ruinenhügel) will die Frage nach den wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen zwischen der phönizisch kontrollierten Küstenebene und den Königen von Israel beantworten.
Nach einer Oberflächensondierung im Jahr 2015 führt seit 2016 ein internationales Grabungsteam unter Leitung von Prof. Dr. David Schloen vom Oriental Institute der University of Chicago und Prof. Dr. Gunnar Lehmann von der Ben-Gurion University Beersheva/Israel Ausgrabungen auf dem Tell Keisan durch. Seitens der Humboldt-Universität wird Herr Prof. Dr. Dr. Bernd U. Schipper (Lehrstuhl für Geschichte Israels in der altorientalischen Welt an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität) ab 2021 mitwirken.
Globalisierung im östlichen Mittelmeerraum
Der Tell Keisan zwischen Israel, Phönizien und Ägypten
Das Phänomen einer ‚Globalisierung‘ findet sich nicht nur in der Neuzeit, sondern bereits in der alten Welt. Durch die Phönizier kam es im 1. Jahrtausend v. Chr. zu einer Ausweitung der Handelsräume, die zu einem umfassenden Kulturaustausch führte. Ausgehend von der Küstenebene des heutigen Israel mit Städten wie Tyros oder Sidon erschlossen die Phönizier zunächst den östlichen Mitmeerraum einschließlich Ägypten und spannten schließlich ein Handelsnetz, das bis zum heutigen Spanien und der Meerenge von Gibraltar reichte.
Eine der zentralen Fragen in der heutigen Diskussion zur Archäologie des alten Israel ist, in welchem Umfang das Königreich Israel an diesem Kulturaustausch Anteil hatte. Jüngere Ausgrabungen haben gezeigt, dass vor allem die Jesreelebene als „Kornkammer Israels“ eine wichtige Bedeutung hatte. Sie ermöglichte es den Königen von Israel, am internationalen Handel zu partizipieren und so weitreichende Kontakte zu knüpfen. Wie aber muss man sich das Verhältnis zwischen den Phöniziern in der Küstenebene und dem Königreich Israel im Landesinneren vorstellen, gerade wenn man bedenkt, dass Luxusgüter aus dem internationalen Handel auch in der Hauptstadt Israels, Samaria, gefunden wurden?
Mitwirkung der HU an dem Ausgrabungsprojekt
Die bislang durchgeführten vier Kampagnen haben wichtige Einblicke zu den Handelsnetzwerken des frühen 1. Jahrtausends v. Chr. ergeben und beispielweise die in der Bibel nur wenig bezeugten Kontakte nach Ägypten mit archäologischen Funden dokumentiert, darunter Handelskeramik.
Aufgrund der Expertise von Herrn Prof. Schipper als Alttestamentler und Ägyptologe sowie einer Spezialisierung seit fast 20 Jahren auf die kulturellen Kontakte zwischen Israel und Ägypten, haben Prof. Schloen und Prof. Lehmann den Antragsteller eingeladen, als Co-Direktor an der Ausgrabung mitzuwirken.
Bedenkt man, dass es sich bei dem Oriental Institute der University of Chicago um eine der international renommiertesten Institutionen für die Erforschung der alten Welt handelt und mit der Abteilung für Archäologie der Ben-Gurion Universität in Beersheva eines der bedeutendsten archäologischen Institute in Israel an dem Projekt beteiligt ist, wird deutlich, dass sich hier die einmalige Chance bietet, eine wichtige Forschungstradition an der Humboldt-Universität wiederzubeleben.
Unsere Unterstützung
Die Stiftung Humboldt-Universität kann dank der Spenden ihrer Förderer die Ausgrabungen auf dem Tell Keisan seit Jahren unterstützen. Sollten Sie weitere Fragen bezüglich des Projekts haben, können Sie uns gerne kontaktieren.